Unia-Kongress fordert soziale Leitplanken für die digitale Revolution
In der Resolution «Humanisierung der Arbeit statt kapitalistische Rationalisierungslogik» fordert die Gewerkschaft Unia klare Regeln, um die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt arbeitnehmerfreundlich zu gestalten. Denn die sozialen Folgen der Umwälzungen hängen gemäss der Unia nicht so sehr von technologischen oder ökonomischen Zwängen ab, sondern von den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Diese müssten verhindern, dass ein recht- und schutzloses «digitales Prekariat» entsteht, und müssten vielmehr dafür sorgen, dass auch die Arbeitnehmenden von den Rationalisierungsschüben profitieren. Der Staat habe die Aufgabe, die digitale Innovation gemeinsam mit den Sozialpartnern entsprechend zu gestalten. Die Unia will dazu in vier Bereichen aktiv werden:
- «Uberisierung» verhindern: Die abhängig «Selbständigen» müssen als Arbeitnehmende anerkannt und den gesetzlichen und sozialversicherungsrechtlichen Schutzbestimmungen sowie den GAV unterstellt werden
- Nein zur grenzenlosen Flexibilisierung, insbesondre bei den Arbeitszeiten
- Mehr Rechte für die Beschäftigten und deren Vertreter bei der Gestaltung der Arbeitsorganisation
- Stärkung der fachlichen und sozialen Kompetenz der Arbeitnehmenden
Weiter fordern die Unia-Delegierten konkrete Massnahmen, um der durch die Digitalisierung absehbaren Zunahme von Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
In einer zweiten Resolution sprachen sich die Delegierten für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit bzw. Familie aus. Dies setzte eine gerechte Verteilung der Arbeit zwischen den Geschlechtern, die Plan- und Begrenzbarkeit der Arbeitszeiten, den Ausbau der gesellschaftlichen Infrastrukturen und die Anerkennung unbezahlter Arbeit in Lohnsystemen und Sozialversicherungen voraus.
Weichen für die Zukunft gestellt
Zudem schlossen die Delegierten die am Vortag begonnene Diskussion der Organisationsstrategie für die kommenden Jahre ab. Die Unia will weiter wachsen und die Dienstleistungen für die Mitglieder ausbauen. Zudem will die Unia die gewerkschaftliche und gesellschaftliche Mobilisierungsfähigkeit weiter erhöhen und die Verankerung in den Betrieben verstärken.
Unia ist auf Kurs
Die engagierten Diskussionen und die klare Bestätigung von Vania Alleva als Präsidentin und der weiteren GL-Mitglieder zeigt, dass die grösste Schweizer Gewerkschaft gut unterwegs ist. Sie wird auch in den nächsten Jahren ihren profilierten Kurs beibehalten und sich entschieden für die Rechte der Arbeitnehmenden einsetzen.
Fortsetzung in Biel
Die Kongressarbeiten sind damit noch nicht beendet. An einem ausserordentlichen Kongresstag Anfang Dezember in Biel werden die Delegierten über vier Positionspapiere diskutieren und entscheiden. Um genügend Raum für eine demokratische Debatte zu schaffen, wurde diese Diskussion verschoben.