Zahlen und Fakten

Rechtsnationale Kräfte wie die SVP verbreiten ein verzerrtes und zum Teil falsches Bild der Personenfreizügigkeit. Hier ein paar Zahlen und Fakten zu Zuwanderung, Personenfreizügigkeit und Arbeitsbedingungen in der Schweiz.

Zuwanderung ist abhängig von der Konjunktur

Dass mit einer zahlenmässigen Beschränkung (Kontingentierungssysteme) die Einwanderung besser gesteuert werden könnte, ist nachweislich falsch. Die statistischen Zahlen belegen, dass die Zuwanderung durch die Konjunktur bestimmt wird.

Es wird behauptet, die Zuwanderung aus den EU-Staaten habe wegen der Personenfreizügigkeit zugenommen. Die Zahlen widerlegen dies. Die folgende Grafik zur Einwanderung seit 1980 zeigt deutlich, dass die Zuwanderung in konjunkturstarken Jahren auch vor der Personenfreizügigkeit zunahm. Wann die Personenfreizügigkeit eingeführt wurde, kann hingegen aus den Zuwanderungszahlen nicht abgeleitet werden.

Einwanderung in die Schweiz. Veränderung der Anzahl der Ausländer/nnen im Verhältnis zur ständigen Wohnbevölkerung (in Prozent), Quelle: www.sgb.ch/blog/blog-daniel-lampart

Aufenthaltsgenehmigung nur mit geregeltem Einkommen

Wer in der Schweiz wohnen will, muss ein geregeltes Einkommen haben. Das hat sich auch mit der Personenfreizügigkeit nicht geändert. Eine florierende Wirtschaft braucht Arbeitskräfte. Deshalb steigt die Einwanderung bei guter Konjunktur. Das alte Kontingentierungssystem hat die Einwanderung nicht stärker begrenzt, als dies die Personenfreizügigkeit mit den Flankierenden Massnahmen (FlaM) tut. Nur bringen die FlaM wesentlich mehr Schutz für die Löhne und die Arbeitsbedingungen aller Arbeitnehmenden in der Schweiz.

Rückgang der Schwarzarbeit

Dank dem neuen, sehr viel einfacheren Meldeverfahren mit der Personenfreizügigkeit hat sich die Schwarzarbeit stark reduziert. Die statistischen Zahlen in der Landwirtschaft zeigen dies deutlich.

Rückgang der Schwarzarbeit in der Landwirtschaft mit der Personenfreizügigkeit (1999 = 100; sinkende Werte = weniger Schwarzarbeit), Quelle: «Personenfreizügigkeit, Flankierende Massnahmen & Migration», SGB-Analysen 5/2018

In den offiziellen Migrationszahlen auf den 1980er und 1990er Jahren sind die schwarz angestellten Arbeitskräfte nicht erfasst. Die Zahl ausländischer Arbeitskräfte wurde stark unterschätzt. Dies belegen die heutigen statistischen Auswertungen. Schwarzarbeit, prekäre Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen und der damit verbundene Lohndruck waren weit verbreitet.

Mehr gut ausgebildete Arbeitskräfte

Mit der Personenfreizügigkeit hat vor allem die Zuwanderung von gut Ausgebildeten zugenommen. Für die Schweizer Wirtschaft sind qualifizierte Arbeitskräfte wichtig. Für diese ausländischen Arbeitnehmenden ist die Schweiz dank der Bilateralen attraktiver geworden.

Ausländische Erwerbspersonen nach Bildungsstufen (Index 1996 = 100), Quelle: Bundesamt für Statistik

Die Personalrekrutierung der Firmen ist generell viel internationaler geworden. Gründe sind vor allem die Internationalisierung der Wirtschaft und die Stellenausschreibung über das Internet.

Lohndumping unter dem Kontingentierungssystem

Unter dem alten Kontingentierungssystem kamen die Löhne stark unter Druck. Saisonniers waren über 13 Prozent schlechter bezahlt als Schweizer Kolleginnen und Kollegen. Bei den Grenzgänger/innen waren es mehr als 7 Prozent. Wenn die Löhne der ausländischen Kolleg/innen unter Druck geraten, schadet das allen. Es profitieren einzig gerissene Arbeitgeber, welche die Situation mit Lohndumping ausnützen.

Lohndifferenz nach Aufenthaltskategorien im alten Kontingentierungssystem 1996 (in Prozent gegenüber Schweizer/innen), Quelle: Wickler, H. R. et al. (Hrsg.): «Migration und die Schweiz», Seismo, Zürich