DPD-Fahrer:innen in Möhlin kämpfen für Respekt
Als letzten Winter die DPD-Fahrer:innen aus dem Depot Möhlin (AG) auf die Unia zukamen, waren sie wütend, erschöpft und zermürbt von unsäglichen Arbeitstagen, die oft um 5 Uhr begannen und erst nach 18 Uhr endeten. Die Arbeitszeit wurde nicht erfasst, zehntausende Überstunden der letzten Jahre waren nicht bezahlt worden.
DPD setzt auf Repression
Die Fahrer:innen und die Unia forderten DPD mehrmals zu Gesprächen auf – mit Briefen, aber auch mit Protestaktionen. Schon im Februar 2021 wurden DPD die Forderungen der Fahrer:innen übergeben.
DPD antwortete mit Repression und Einschüchterung: Als nach einer Versammlung am 6. Mai drei Gewerkschaftssekretäre zum Empfang der Niederlassung gehen wollten, um einen Brief und ein Plakat mit Forderungen der Fahrer:innen und Logistiker:innen dem Depot-Leiter Iginio Zanatta zu übergeben, tauchte die Polizei auf. DPD hatte sie gerufen und zeigte die Unia-Leute wegen Hausfriedensbruch an! Dies zeigt, wie gering DPD die Arbeitnehmenden und die Arbeit der Gewerkschaft schätzt.
Fahrer:innen erreichen Verbesserungen
Anders als in vielen anderen Depots hat sich die Situation in Möhlin dank dem Druck der Beschäftigten in der Zwischenzeit leicht verbessert. Es gibt neu immerhin eine Arbeitszeiterfassung, obwohl gewisse Subuntermehmer-Chefs weiterhin willkürlich die Stunden zusammenstreichen und nur einen Teil der Überstunden bezahlen oder kompensieren lassen.
Und doch: Für viele Fahrer:innen sind die Arbeitstage etwas kürzer und die Löhne besser geworden. Statt um 5 Uhr oder 5:30 Uhr mit der Arbeit zu beginnen, war es seit April zwischen 6 und 7 Uhr.
Viele Forderungen bleiben offen
Weiterhin ist DPD aber auch in Möhlin nicht bereit, eine Arbeitnehmendenvertretung anzuerkennen und die Unia zum Gespräch über die konkreten Forderungen der Beschäftigten zu treffen.
Die unzähligen Überstunden, welche die Fahrer:innen bis März 2021 geleistet haben, bleiben unbezahlt. Die Fahrer:innen möchten dringend einen 13. Monatslohn. Die Logistiker:innen wehren sich, um ihre Gesundheit zu schützen. Sie arbeiten alle als Temporäre im Mindestlohn und leisten Knochenarbeit. Ohne die vorgeschriebenen Hilfsmittel entladen sie Container, berichten von Schmerzen und Überlastung, von körperlichen Wunden und Unfällen wegen mangelnder Arbeitssicherheit (die Zeitung «Work» berichtete darüber).
Die Unia hat diesbezüglich sowohl DPD als auch die Temporärfirma Das Team, welche fast in der ganzen Schweiz die Logistiker:innen an DPD vermittelt, zum Gespräch aufgefordert. Beide waren bisher zu keinem Treffen bereit. Alle Briefe der letzten Monate der Arbeitnehmenden / Unia an die Leitung in Möhlin blieben unbeantwortet, auf Datumsvorschläge für ein Austausch wurde nicht reagiert.