Private Sicherheitsbranche: Angestellte schlagen Alarm
Über 600 Angestellte der privaten Sicherheitsbranche haben sich an der Umfrage beteiligt, welche die Unia Ende 2017 bis Anfang 2018 durchgeführt hat. Darin zeigt sich eine grosse Unzufriedenheit bei den Sicherheitsmitarbeitenden: 65 Prozent sind nicht zufrieden mit ihrem aktuellen Arbeitsvertrag. Hilfskräfte im Stundenlohn äussern sich besonders kritisch.
Ungenügende Löhne bei zu hohen Arbeitszeiten
93 Prozent der Sicherheitsmitarbeitenden beklagen zu tiefe Löhne. Mit einem Anfangslohn von 22.20 Franken ohne 13. Monatslohn bleibt die Sicherheit eine prekäre Branche, insbesondere für Hilfskräfte oder Teilzeitmitarbeitende. Hinzu kommt die ungenügende Entschädigung der Reisezeiten. Als sehr problematisch betrachten die Sicherheitsmitarbeitenden auch die Arbeitszeiten, kurzfristige Planungsänderungen (63%) oder zu lange Arbeitstage (44%). 43 Prozent monieren den eklatanten Mangel an Ausbildung in der Branche. Dieser Umstand gefährdet die Sicherheit der Mitarbeitenden bei der Arbeit.
Gesundheitsschädigende Nachtarbeit
Die Angestellten haben auch ihre Prioritäten für die nächste Neuverhandlung des GAV angegeben. Sie fordern Lohnerhöhungen (88%) und eine bessere Entschädigung für Nachtarbeit (86%). Nachtarbeit ist in der Branche sehr häufig und belastet sowohl die Gesundheit als auch das Sozial- und Familienleben. 70 Prozent der Arbeitenden fordern die Einführung einer Entschädigung für Pikettdienste als Ausgleich dafür, dass sie an freien Tagen oder kurzfristig für ungeplante Notfalleinsätze aufgeboten werden. Für 68 Prozent der Beschäftigten sind ausreichende Ruhezeiten eine vorrangige Forderung.
Forderungen für Verhandlungen festgelegt
Die Umfrage hat die Unia hinsichtlich der anstehenden Erneuerung des GAV durchgeführt. Die Verhandlungen beginnen im laufenden Jahr und der erneuerte GAV soll Mitte 2019 in Kraft treten. Aufgrund der Ergebnisse konnte der Branchenvorstand der Unia einen detaillierten Forderungskatalog erarbeiten: Lohnerhöhungen, Einführung und Kontrolle von Ausbildungsstandards, schnellerer Übergang zu Festanstellungen, fünf Tage Vaterschaftsurlaub, wirksamere Begrenzung der Tages- und Wochenarbeitszeit. Diese Verbesserungen sind nötig, um das Lohndumping in der Branche zu bekämpfen. Einerseits drücken skrupellose Unternehmen die Löhne, anderseits wenden öffentliche Stellen bei der Vergabe von Sicherheitsaufträgen verantwortungslose Kriterien an. Zudem ist der Bereich der privaten Sicherheit in der Schweiz gesetzlich kaum reguliert.
Unia engagiert sich für Sicherheitsmitarbeitende
Die Unia ist mit rund 1‘000 Mitgliedern in der Branche die wichtigste Gewerkschaft der Sicherheitsmitarbeitenden. Die Gewerkschaft handelt die Arbeitsbedingungen der 20’000 Sicherheitskräfte in der Schweiz aus, die dem GAV mit dem Verband Schweizerischer Sicherheitsdienstleistungs-Unternehmen (VSSU) unterstellt sind.