Das BFS behauptet, dass sich die Lohnungleichheit im Jahr 2020 gegenüber 2018 von 19 Prozent auf 18 Prozent verringert hat. Die Unia weist darauf hin, dass diese Zahl stark von den Verbesserungen im öffentlichen Sektor beeinflusst wird. Im Privatsektor hat sich der Unterschied kaum verändert - um 0,1 Prozent. Die Lohnungleichheit in der Schweiz ist eine der höchsten in Europa. Die Situation von Verkäuferinnen, Reinigungskräften, Kellnerinnen, Pflegekräften und Beschäftigten in der Uhrenindustrie - wo der Unterschied manchmal fast 25 Prozent beträgt - hat sich also nicht verbessert.
Der unerklärte Teil des Lohnunterschieds, der Anteil, der sich nicht durch unterschiedliche Ausbildung oder Erfahrung erklären lässt, ist sogar gestiegen! Das revidierte GlG (Gleichstellungsgesetz) hätte dieses Problem eigentlich lösen sollen. Tatsächlich hat sich die Situation verschlechtert. Das GlG sieht keine Kontrollen und Sanktionen gegenüber Unternehmen vor, deren Lohnstrukturen intransparent sind und die ihre Personalvertretungen bei der Lohnanalyse ausschliessen. Die Versprechungen werden nicht eingehalten.
Kleine und mittlere Unternehmen werden in der Schweiz oft als Vorzeigeunternehmen dargestellt: In kleinen Unternehmen klafft der unerklärte Unterschied um 56,8 Prozent auseinander. Bei Angestellten ohne Führungspositionen sogar 81,8 Prozent! Die Realität ist, dass diese Geschäftsmodelle den Chefs nützen und die Situation der Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern verschärfen.
Das BFS vergass, die kürzlich veröffentlichten Zahlen zur Einkommensdifferenz (GOEG) zu erwähnen: Sie liegt bei 43 Prozent! Der GEOG ist ein neuer Indikator, der vom Bund verwendet wird. Diese Zahl ist viel höher, da sie die von Frauen geleistete Teilzeitarbeit berücksichtigt; 60,9 Prozent der Arbeitnehmerinnen sind Teilzeitkräfte. Es ist eine Tatsache: In der Schweiz sind Frauen ärmer als Männer.
Die AHV21 hat die Arbeitszeit der Frauen verlängert und die Lohnungleichheit bleibt unverändert: Die Situation der Frauen am Arbeitsplatz verschlechtert sich, obwohl bürgerliche Politikerinnen und ihre männlichen Kollegen vorgeben, sich für die Gleichstellung zu interessieren.
Zusammen mit der Unia fordern die Frauen:
Am 14. Juni gehen die Unia-Frauen für Respekt, mehr Lohn und mehr Zeit auf die Strasse.