Grösste Betreiberin von Pflegeheimen verschlechtert Arbeitsbedingungen
Das neue Personalreglement der Seniocare/Tertianum-Gruppe hat folgenreiche Auswirkungen. Einschneidend ist insbesondere die Streichung einer Ferienwoche für Arbeitnehmende zwischen 50 und 60 Jahren, die Streichung der Samstagszulagen und die Kürzung der bezahlten Pausen um 15 Minuten.
Weniger Erholungszeit und massive Einkommenseinbussen
Für 50- bis 60-jährige Mitarbeitende bedeutet die Reduktion von sechs auf fünf Wochen Ferien eine massive Verschlechterung der Arbeits- und Lebensqualität. Denn gerade in dieser Altersgruppe erhöht die Kürzung der Ferien das Risiko von Krankheitsausfällen und führt zu hoher Arbeitsbelastung.
Arbeitszeit nimmt zu – Einkommen nimmt ab
Die Streichung der Samstagszulagen führt bei nahezu sämtlichen Mitarbeitenden zu Einkommenseinbussen. Pflegende leisten an zwei bis drei Wochenenden pro Monat Dienst. Mit der neuen Regelung der Seniocare/Tertianum-Gruppe entgehen den Pflegenden pro gearbeitetes Wochenende mindestens 22 Fr. Nebst dieser Einkommenseinbusse führt parallel die Streichung der bezahlten 15-minütigen Pause an den Nachmittagen dazu, dass die Präsenzzeit im Betrieb bei einem Vollzeitpensum um über eine Stunde pro Woche zunimmt.
Unia fordert Investitionen und Gesamtarbeitsvertrag
Die Seniocare/Tertianum Gruppe ist mit Abstand die grösste Betreiberin von Pflegeheimen in der Schweiz. Besitzerin ist die grösste Schweizer Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site, die bereits in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 einen Ertrag von mehr als 770 Millionen Franken erwirtschaftete. „Es ist mehr als befremdend, wenn die Schweizer Markführerin in der Langzeitpflege die Arbeitsbedingungen nach unten nivelliert. So gerät das Heimwesen noch mehr unter Druck,“ sagt Udo Michel, Branchenleiter Langzeitpflege und Betreuung der Unia. „Umso mehr braucht es jetzt gute, allgemeingültige Gesamtarbeitsverträge, welche die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen nicht nur aufhalten, sondern massive Verbesserungen für die Angestellten bringen. Nur so kann der zusätzliche Bedarf von 40‘000 Pflegenden bis im Jahr 2025 gedeckt werden“, so Michel. Nebst guten Gesamtarbeitsverträgen fordert die Unia als grösste Gewerkschaft in der Langzeitpflege Bund und Kantone auf, in das Gesundheitswesen zu investieren.