«Liebe Kolleginnen und Kollegen
Wer glaubt ihr, wird euch in Zukunft pflegen? Ihr alle seid bestimmt schon einmal auf Pflege angewiesen gewesen oder werdet es in Zukunft einmal sein.
Stellvertretend schreibe ich als eine von vielen, die im Gesundheitswesen arbeitet. Covid-19 wird uns noch lange beschäftigen. Was uns Pflegende aber schon viel länger beschäftigt und wahrscheinlich noch lange beschäftigen wird, sind die fehlenden Arbeitskräfte im Gesundheitswesen.
Wir wurden als systemrelevante Berufe eingestuft und beklatscht. Schön und gut. Davon wird unsere Arbeit aber nicht besser bezahlt. Und bessere Arbeitsbedingungen erhalten wir dadurch auch nicht. Die Pflege braucht man nicht neu zu erfinden. Covid-19 hat die Probleme, die im Gesundheitswesen herrschen, nicht hervorgerufen, die waren schon vorher da.
Oft bekomme ich zu hören, «das könnte ich nie machen, fremde Hintern zu putzen». Nur: Pflege ist viel mehr als das. Ein wichtiger Teil ist auch die Betreuung. Heute muss man Multitaskerin sein, muss flexibel, belastbar und dennoch empathisch sein, wenn man in der Pflege arbeitet.
Der Druck, der auf den Pflegenden lastet, ist enorm. Nicht viele halten das ewig aus. Pflegende, die über lange Zeit krankgeschrieben sind – das ist eine Folge davon. Seien es physische oder psychische Probleme, sie belasten den Personalschlüssel stark. Denn Dauerkranke fallen nicht einfach aus dem System oder werden ersetzt. Die Kolleginnen übernehmen die Schichten, bis sie auch nicht mehr können. Dies führt einerseits zu gefährlicher Pflege, da die Abteilungen unterbesetzt sind mit Pflegefachkräften.
Das führt aber auch dazu, dass viele aus dem Beruf aussteigen. Die Jungen sehen keine Perspektive. Sie wissen nicht, wie sie Familie und Beruf in Einklang bringen sollen und wechseln die Branche. Die Pflege braucht eine Aufwertung des Berufs dringender denn je!
Es braucht jetzt endlich bessere Bedingungen in der Pflege und in den anderen Berufen, die die Gesellschaft am Laufen halten. Deshalb ist es wichtig, dass wir unseren Protest auch im nächsten Jahr auf die Strasse tragen! In dem Sinne: Auf ein kämpferisches 2021!»
Eva H., FaGe, Unia-Mitglied
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