Franchising: Ein neues Risiko für die Angestellten im Detailhandel

Zum zweiten Mal hat die Gewerkschaft Unia eine Nationale Tagung Detailhandel organisiert. Dabei wurde angeregt über aktuelle Fragen und Herausforderungen rund um die Arbeitsbedingungen im Detailhandel diskutiert. Kern der Debatten: Die Entwicklung in Richtung neuer Modelle (Franchising) und deren Folgen für die Angestellten.

Die Unia organisierte heute die 2. Nationale Tagung Detailhandel. Rund sechzig Verkaufsangestellte, Gewerkschaftsmitglieder und weitere Interessierte haben sich mit Fragestellungen auseinandergesetzt, welche die Zukunft der Branche mitbestimmen.

Herausforderung Franchising-System

An der Tagung wurde eine vom externen Forschungsbüro BASS im Auftrag der Unia erstellte neue Analyse zum Franchising vorgestellt. Beim Franchising gibt ein Arbeitgeber Unternehmensteile an Dritte, sogenannte Franchising-Nehmer weiter. Dabei ist das Personal der Franchise-Nehmer normalerweise nicht den Arbeitsbedingungen und bestehenden Gesamtarbeitsverträgen (GAV) des Franchise-Gebers unterstellt. Die BASS-Studie zeigt Wege auf, wie die komplexe und für das Personal oft nachteilige Situation verbessert werden kann. Dabei zentral ist der Schutz aller Angestellten durch GAV.

Die Unia fordert, dass alle Angestellten von Franchise-Läden durch einen allgemeinverbindlichen nationalen GAV geschützt werden. Im Sinne einer Solidarhaftung müssen die Franchise-Geber die Verantwortung für gute Arbeitsbedingungen für alle Anstellten übernehmen.

GAV Detailhandel: Deutsche Erfolge als Perspektive für die Schweiz

Vertreter/innen der deutschen Gewerkschaft ver.di berichteten von der erfolgreichen Verteidigung ihres Kollektivvertrags für den Einzelhandel, den die Arbeitgeber gekündigt hatten. Ihre wirkungsvolle und breit abgestützte Mobilisierung führte Ende 2013 dazu, dass der Vertrag in Baden-Württemberg wieder abgeschlossen werden konnte. Zusätzlich wurde eine substantielle Lohnerhöhung erwirkt. Diesem Vorbild folgten kurz darauf weitere Bundesländer, bis die Verträge schliesslich in ganz Deutschland wieder eingeführt wurden.

Die Untersuchung «Retail Outlook 2014» der Credit Suisse gab im Weiteren Aufschluss über aktuelle Tendenzen im Detailhandel. Sie hebt die Bedeutung von Ausbildung und Weiterbildung sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Löhne hervor, damit die Branche attraktiv bleibt.

Mehr als 10 Jahre gewerkschaftliche Aufbauarbeit

Vania Alleva, Co-Präsidentin der Unia, blickte auf die Aufbauarbeit seit der Gründung der Gewerkschaft Unia vor 10 Jahren zurück und bilanzierte: «Gemeinsam begrünen wir die gewerkschaftliche Wüste im Detailhandel.» Die Erfolge sind nur mit aktiven Mitgliedern in den Betrieben möglich. Dieses Selbstbewusstsein wurde durch die Enthüllung eines grossen Plakats «Wir sind der Detailhandel» mit Portraits von Unia-Aktivist/innen aus der Branche symbolisch dargestellt.

Den Abschluss der Tagung bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema Erfolgsfaktoren für Gesamtarbeitsverträge im Detailhandel.

»Zusammenfassung der Franchising-Studie des Büro BASS

 



  • <link>Natalie Imboden, Branchenverantwortliche Detailhandel der Unia
  • <link>Muriel Chenaux, Branchenverantwortliche Detailhandel der Unia