Rund 90 Teilnehmende haben an der Fachtagung Pflege diskutiert, was gute Pflege ist und wie sie umgesetzt werden kann. Ausgangspunkt waren die ersten Zwischenresultaten eines Forschungsprojekts von Prof. Nicolas Pons-Vignon der Fachhochschule Südschweiz (SUPSI)
Die Sicht der Pflegenden und der Betroffenen ist klar: Eine gute Pflege muss die Menschen und die Beziehung zu ihnen in den Mittelpunkt stellen. Viele Massnahmen des letzten Jahrzehnts untergraben diesen Anspruch: Mit der neuen Pflegefinanzierung wurde die Pflege auf medizinische Handgriffe reduziert und auf Effizienz getrimmt.
Sandra Schmied, Pflegefachfrau und Unia-Mitglied kritisiert: «Wir Pflegenden können uns so nicht mehr mit unserer Arbeit identifizieren, die wir ursprünglich mit Freude gelernt haben. Auch deshalb verlassen immer mehr Pflegende den Beruf, was zu mehr Stress und einer weiteren Verschlechterung der Pflege und Betreuung führt.»
Die Zahlen lassen sich nicht schönreden: Die Bevölkerung altert und braucht mehr Pflege und Betreuung. Bis 2040 braucht es 54'000 zusätzliche Pflegeheimbetten und 35'000 zusätzliche Pflegende. «Es ist nicht realistisch, diesen Bedarf im bestehenden System abzudecken. Ändern wir nichts, führt dies zu einer Pflege-Versorgungskrise», warnt Samuel Burri, Branchenverantwortlicher Pflege der Unia.
Die nötige Alltagsunterstützung, Pflege und Betreuung werden dann die Angehörigen, vor allem Frauen, übernehmen müssen – mit allen negativen Konsequenzen der unbezahlten Care-Arbeit wie z.B. tiefe Renten und Altersarmut.
Die Politik muss jetzt dringend handeln. Es braucht Sofortmassnahmen auf kantonaler und nationaler Ebene, um die Pflegenden im Beruf zu halten.
Véronique Polito, Vize-Präsidentin der Unia gibt zu bedenken: «Die Gesellschaft muss sich überlegen: Wie können wir Betagte und Pflegebedürftige – unsere Eltern und Grosseltern – in der Schweiz zukünftig in hoher Qualität unterstützen, betreuen und pflegen? Und vor allem: Wie können wir die anfallenden Kosten über die Pflegefinanzierung fair verteilen?»
Zu diesen Fragen wird die Unia im kommenden Jahr gemeinsam mit Vertreter:innen aus der Zivilgesellschaft und der SUPSI ein Manifest entwickeln.