Bau steht still: 2500 Bauarbeiter protestieren in Genf

Nach dem ersten Protesttag im Tessin gestern geht der Protest der Bauarbeiter weiter. Heute wehren sich in Genf 2500 Bauarbeiter gegen den Angriff des Schweizerischen Baumeisterverbandes auf die Gesundheit und die Würde der Bauarbeiter, gegen Lohndumping und für die Rente mit 60.

Die Bauarbeiter versammelten sich heute auf dem Place des Vingt-Deux-Cantons und zogen dann weiter zur Pont du Mt. Blanc in Genf. An einer Pressekonferenz auf der Brücke erklärt José Sebastiao, Bauverantwortlicher der Unia Genf: «Die Baumeister versuchen die Bauarbeiter mit unhaltbaren Forderungen zu erpressen. Nun wollen sie sogar den Mindestlohn aushebeln.» Denn der neuste Vorschlag des Baumeisterverbandes will, dass ausländische Firmen «Praktikanten» ohne Mindestlohn arbeiten lassen können.

«Das öffnet Lohndumping Tür und Tor und ist eine Katastrophe für alle Schweizer Baufirmen», führt Sebastiao aus. Die Gewerkschaften verlangen eine Beschränkung der heute schon überlangen Arbeitstage, um die Gesundheit der Bauarbeiter zu schützen. Sie fordern zudem eine Reduktion der Temporärarbeit, die vor allem für ältere Arbeitnehmende mit Lohneinbussen und Unsicherheit verbunden ist.

Gesundheit und Leben der Bauarbeiter sind nicht käuflich!

Nach einer monatelangen Verhandlungsverweigerung und der aktuellen Erpressung haben die Bauarbeiter genug. Sie kämpfen für die Rente mit 60, gegen Lohndumping und überlange Arbeitstage, die ihre Gesundheit gefährden – mit Protesttagen in der ganzen Schweiz. «Die Forderungen der Baumeister sind unverantwortlich und gefährden die Gesundheit der Bauarbeiter. Kein Wunder sind sie wütend!» sagt Carlos Massas, Genfer Bauverantwortlicher der Gewerkschaft Syna. Die Gewerkschaften fordern den Baumeisterverband auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich endlich lösungsbereit zu zeigen. Die nächsten Protestaktionen finden ab Ende Oktober in weiteren Regionen in der ganzen Schweiz statt.

Worum es im Baukonflikt geht

Ende Jahr läuft der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) aus. Und für die Sicherung der Rente mit 60 braucht es zeitlich befristet zusätzliche Massnahmen. Zuerst hat sich der Schweizerische Baumeisterverband neun Monate lang geweigert, mit den Sozialpartnern über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. Er hat so eine Lösung unnötig verzögert. 18‘000 Bauarbeiter an der grossen Bau-Demo im Juni 2018 haben den Baumeisterverband zum Umdenken gebracht.

Seit August 2018 wird verhandelt, eine Lösung liegt auf dem Tisch: Die Rente mit 60 bleibt, die Bauarbeiter übernehmen die Kosten der Sanierung, wenn im Gegenzug der Baumeisterverband eine anständige Lohnerhöhung zahlt. Aber: Der Baumeisterverband erpresst nun die Bauarbeiter. Er ist nur bereit, diese Lösung umzusetzen, wenn die Gewerkschaften einem Kahlschlag im Landesmantelvertrag zustimmen: Bereits heute dauern die Arbeitstage der Bauarbeiter im Sommer bisweilen 12 Stunden. Die Gesundheit der Bauarbeiter leidet.

Mit dem Vorschlag des Baumeisterverbandes müssten die Bauarbeiter von März bis Dezember immer Arbeitstage von bis zu 12 Stunden haben. Das ist ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter. Zudem führen die Forderungen des Baumeisterverbandes zu massiven Lohnsenkungen bei älteren Bauarbeitern und Lohndumping durch ausländische Firmen. Nun haben die Bauarbeiter genug: Sie kämpfen mit Protestaktionen in der ganzen Schweiz für ihren Vertrag und die Sicherung der Rente mit 60.

Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia, Syna und SIT.

  • <link mail>Alessandro Pelizzari, Regioleiter Unia Genf
  • <link mail>Nico Lutz, Sektorleiter Bau, Mitglied der Geschäftsleitung Unia