Sexuelle Belästigung in der Lehre: Es braucht einen Kulturwandel
Viele Jugendliche und junge Erwachsene haben sich bei der Unia gemeldet, weil sie während der Lehre sexuelle Belästigung erfahren haben. «Ich wurde während meiner Lehre im Betrieb vom Ausbildner und Mitarbeitenden wiederholt angefasst», berichtete eine junge Frau. «Mir wurde Kleidung gegen sexuelle Dienste angeboten», erzählte jemand. «Anfangs habe ich mich nicht getraut, etwas zu sagen. Als ich einen Lehrer darüber informierte, stritt der Täter alles ab und es ist nichts passiert», beklagte eine Frau, die in der Berufsschule belästigt wurde.
Gemeinsam den nötigen Kulturwandel fördern
Sexismus und sexuelle Belästigung müssen an der Wurzel gepackt und schon bei «schwachen» Formen, wie sexistischen Sprüchen, unterbunden werden. Denn ein Umfeld, in dem Sexismus geduldet wird, schafft den Nährboden für weitergehende Belästigungen, auch am Arbeitsplatz. Die Unia fordert Betriebe und Berufsschulen dazu auf, gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung aktiv zu werden.
Neues Online-Portal und konkrete Massnahmen
Die Unia hat deshalb das Web-Portal www.belaestigung-in-der-lehre.ch lanciert, wo konkrete Ansätze, Kommunikationshilfen und ein Musterreglement angeboten werden.
Folgende Elemente sind für die effektive Bekämpfung von sexueller Belästigung zentral:
- Betriebe und Schulen müssen eine Politik der Nulltoleranz bei sexueller Belästigung verfolgen und dies aktiv kommunizieren.
- Es braucht verstärkte Prävention an Berufsschulen und am Arbeitsplatz. Das schliesst eine aktive Thematisierung und die klare Kommunikation ein, dass Sexismus und Belästigung nicht geduldet werden.
- Verbindliche Reglemente gegen sexuelle Belästigung in Betrieben und Schulen schaffen klare Verhältnisse, benennen Anlaufstellen für Opfer von Belästigung und definieren Sanktionen gegen Täter. Die Unia stellt den Arbeitgebern ein Musterreglement (Word-Dokument) sowie einfache Leitsätze (Word-Dokument) zur Verfügung, die für jeden Betrieb angepasst und angewendet werden können.
- Die Kantone müssen bessere und vermehrte Kontrollen der Arbeitsbedingungen von Lernenden durchführen und bei Berichten über sexuelle Belästigung sofort intervenieren.