Damit gefährden die Baumeister nicht nur die Gesundheit der Bauarbeiter, sondern opfern deren Privatleben. Ältere Bauarbeiter greifen die Baumeister spezifisch an. Sie sollen in tiefere Lohnklassen eingestuft und schneller entlassen werden dürfen
Das lassen die Bauarbeiter sich nicht gefallen und rufen schweizweite Protesttage aus. Die Bauarbeiter hoffen, dass die Baumeister von ihren radikalen Forderungen abkommen und den Weg für eine Einigung frei machen.
Das Resultat der Abstimmungen, an der über 20'000 Bauarbeiter in allen Landesteilen teilgenommen haben, ist eindeutig: Über 92 Prozent sprachen sich für Streikmassnahmen aus.
Dass die Bauarbeiter auf die Barrikaden gehen, ist verständlich. Die Abschaffung der geltenden Bestimmungen zur Arbeitszeit, wie es die Baumeister fordern, wäre fatal für die Bauarbeiter: Die Chefs könnten künftig kurzfristig anordnen, ob, wann und wie lange gearbeitet wird; die Arbeitszeit wäre unplanbar und Arbeit auf Abruf die Norm.
Ausgerechnet im Sommer bei grösster Hitze droht den Bauarbeitern, dass sie noch längere Tage auf der Baustelle arbeiten müssen. Arbeits- und Reisezeiten von bis zu 12 Stunden pro Tag und 58 Stunden von Wochen sollen nach Vorstellungen der Baumeister normal werden. Darunter würde die Gesundheit weiter leiden. Und ein geregeltes Familien- oder Sozialleben wäre fast unmöglich. Die radikalen Forderungen der Baumeister stehen gar im Widerspruch zum Arbeitsgesetz.
Angesichts der Teuerung fordern die Bauarbeiter eine Reallohnerhöhung. Die Baumeister knüpfen diese aber an die Abschaffung der geltenden Bestimmungen zur Arbeitszeit. «Die Bauarbeiter sollen ihre Gesundheit und ihr Privatleben für eine einmalige Lohnerhöhung verkaufen, die ihnen aufgrund der Teuerung sowieso zusteht. Bei diesem miesen Deal machen die Bauarbeiter nicht mit!», so Nico Lutz, Leiter Bau der Gewerkschaft Unia.
Weiter fordern die Bauarbeiter ein Ende der Gratisarbeit. Heute werden pro Tag bis zu 30 Minuten Reisezeit von der Firma bis hin zur Baustelle nicht bezahlt – hochgerechnet macht das mehr als zwei Wochen unbezahlte Arbeitszeit pro Jahr. Das ist illegal. Trotzdem bestehen die Baumeister darauf.
Auf dem Bau herrscht auf allen Stufen akuter Fachkräftemangel. Die Zahl der Lehrlinge hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Jeder zweite Maurer steigt über kurz oder lang aus dem Beruf aus. Weitere Verschlechterungen würden diesen regelrechten Exodus aus der Branche noch weiter verschärfen.
Es fehlen heute ausserdem auch immer mehr Baukader und in den nächsten zehn Jahren geht die Hälfte der Poliere in die Rente. Mit seinen Forderungen verschärft der Baumeisterverband den Fachkräftemangel dramatisch.
Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und eine optimalere Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben, wären das richtige Rezept, nicht Abbauforderungen!