Gewerkschaften fordern in Paris Gerechtigkeit für DPD-Chauffeur:innen
Letzte Woche hat die Unia haarsträubende Missstände bei den Arbeitsbedingungen der DPD-Fahrer:innen in der Schweiz bekannt gemacht. Heute folgt der Protest bei den Verantwortlichen in Paris. GeoPost ist die Muttergesellschaft der nationalen DPD-Ableger und gehört ihrerseits der französischen Le Groupe La Poste, in letzter Instanz also dem französischen Staat.
Unterstützung von französischen Gewerkschaften
Die Unia und die französischen Gewerkschaften CGT und SUD übergaben den Verantwortlichen heute den umfangreichen Report zum «System DPD» (PDF), in dem die grassierenden Missstände in der Schweiz dargelegt werden.
Eine Firma, welche der französischen Post (und in letzter Instanz den französischen Steuerzahler:innen) gehört, prekarisiert die Arbeitsbedingungen im Schweizer Postmarkt. Die französischen Besitzer von DPD (Schweiz) AG müssen ihre Verantwortung übernehmen und die unverantwortliche Verweigerungshaltung des lokalen Managements beenden.
Gewerkschaftsrechte respektieren
Die Unia, CGT und SUD fordern gemeinsam, dass das internationale Abkommen der Gewerkschaften mit GeoPost umgesetzt wird, welches die Gewerkschaftsrechte der Beschäftigten garantiert und Verhandlungen mit repräsentativen Gewerkschaften vorsieht.
DPD (Schweiz) AG verweigert bisher solche Verhandlungen mit der Unia, obwohl diese von vielen Fahrer:innen und Depot-Angestellten mandatiert wurde. Die Unia fordert von DPD unverzügliche Verhandlungen.
Aktionen der Chauffeur:innen gehen weiter
Die Unia hat letzte Woche gemeinsam mit Fahrer:innen mehrere Protestversammlungen bei den DPD-Depots durchgeführt. Sie wollen dafür kämpfen, dass endlich jede gearbeitete Minute bezahlt, der physische und psychische Stress bei der Arbeit reduziert und der Gesundheit- und Pandemieschutz eingehalten wird.
Falschangaben von DPD
DPD wischt bisher die Beschwerden mit unhaltbaren Argumenten vom Tisch. Die Firma behauptet, dass Lieferdaten im Betriebssystem «Predict» nicht einzelnen Chauffeuren zugeordnet werden, so dass die Arbeitszeit damit nicht festgestellt werden könne. Das ist nachweislich falsch. Die während der Corona-Pandemie und zuvor geleistete unbezahlte Arbeit muss jetzt bezahlt werden! DPD behauptet weiter, dass es für die Branche einen geltenden Gesamtarbeitsvertrag gebe, obwohl dieser seit Anfang 2021 nicht mehr in Kraft ist.
Fahrer:innen befürchten weiteren «Bschiss» bei der Arbeitszeit
Aus mehreren DPD-Depots berichten Mitglieder der Unia, dass sie unter Druck Dokumente unterschreiben sollen, welche bezeugen, dass in der Vergangenheit keine Überstunden geleistet wurden. Statt endlich den Dialog zu suchen und eine Wiedergutmachung für die Gratisarbeit der Chauffeur:innen anzustreben, stecken DPD und die Subunternehmen weiterhin den Kopf in den Sand. So ist bisher nicht bekannt, dass Überstunden nachbezahlt oder illegale Lohnabzüge (Sanktionen) zurückbezahlt wurden.