LMV Bau 2022
Einigung auf dem Bau in der 9. Verhandlungsrunde
Der Landesmantelvertrag (LMV) regelt die Löhne und Arbeitsbedingungen für alle Bauarbeiter in der Schweiz. Die Vertragsparteien (Gewerkschaften und Baumeisterverband) schliessen ihn jeweils für eine bestimmte Zeit ab. Er muss deshalb immer wieder erneuert und erkämpft werden – zuletzt 2022. Von Februar bis November und über neun Verhandlungsrunden wurde ein neuer LMV verhandelt.
Das Verhandlungsresultat beinhaltet:
- Sicherung des LMV mit einzelnen Verbesserungen
- Erhöhung aller Löhne um 150 Franken
- Anpassung der Mindestlöhne um 100 Franken
- Vereinfachungen bei der Organisation der Arbeitszeit, aber keine Verschlechterungen
- Griffigere Massnahmen gegen Lohndumping
Bauarbeiter stimmen der Lösung zu
Die delegierten Bauarbeiter der Gewerkschaften Unia und Syna haben an ihren Bau-Konferenzen dem Verhandlungsergebnis für den neuen Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) zugestimmt. Dieses bringt insbesondere Vereinfachungen bei der Organisation der Arbeitszeit und höhere Löhne für alle. Der neue LMV gilt für drei Jahre.
Mehr zum Entscheid der Bauarbeiter
Zustimmung der Baumeister
Am 13. Januar 2023 hat auch die Delegiertenversammlung des Baumeisterverbands das Resultat angenommen. Damit steht definitiv fest, dass es für die Baubranche einen neuen LMV 2023-2025 gibt.
Der Landesmantelvertrag wurde neu verhandelt – ein Rückblick
Zunehmender Druck belastet unsere Gesundheit
Obwohl die Bauwirtschaft boomt, geht es den Bauarbeitern weniger gut: Eine grosse Unia-Umfrage hat gezeigt, dass Gesundheit, Arbeitssicherheit und Arbeitsqualität unter dem wachsenden Zeitdruck leiden.
Auch deswegen verliert die Baubranche immer mehr gute Fachleute:
- Jeder zweite gelernte Maurer verlässt die Branche.
- Die Zahl der neuen Lernenden hat sich so gut wie halbiert.
- Bereits heute fehlen hunderte von Polieren, Tendenz steigend.
So darf es nicht weitergehen!
Über 17'500 Bauarbeiter haben in einer grossen Abstimmung ihre Forderungen für die Neuverhandlung des LMV bestimmt: mehr Schutz, faire Löhne und keine unbezahlten Stunden bei Reisezeit!
Grosse Bau-Demo in Zürich
Mehr als 15'000 Bauarbeiter haben am 25. Juni in Zürich klargemacht, dass sie keine Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen akzeptieren werden. Mehr Info
Radikale Baumeister wollten ein Arbeitszeitdiktat und drohten, den LMV abzuschaffen!
Statt Lösungen zu bieten, kamen die Baumeister mit Drohungen. Konkret forderte der Baumeisterverband:
- Abschaffung des Arbeitszeitkalenders: längere Tage, unplanbare und kurzfristig diktierte Arbeitszeiten nach dem Willen des Chefs, Arbeit auf Abruf.
- Zusammen mit der Reisezeit soll die 58-Stunden-Woche normal werden – bis zwölf Stunden am Tag!
- Ältere Bauarbeiter sollen in tiefere Lohnklassen eingestuft und schneller entlassen werden dürfen.
- Möglichst viele LMV-Artikel abschaffen, weniger Rechte für die Bauarbeiter.
Ausserdem drohten die Baumeister damit, den LMV Ende 2022 ganz auslaufen zu lassen, wenn die Bauarbeiter diese Verschlechterungen nicht akzeptieren.
Zusammenstehen für unsere Rechte
Im Spätsommer 2022 fanden auf Baustellen in allen Teilen der Schweiz Streikabstimmungen statt. Das Resultat war eindeutig: Wenn die Baumeister nicht von ihren radikalen Forderungen abweichen, werden sich die Bauarbeiter wehren – vorerst mit Protesttagen an mehreren Orten im Land.
Protesttage im Oktober und November
Der Weg zum neuen LMV war nicht einfach. Die Forderungen der Baumeister hätten die Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter deutlich verschlechtert. Unter dem Vorwand der Flexibilisierung wollten sie die Arbeitszeiten verlängern, die Löhne und Kündigungsfristen der älteren Bauarbeiter kürzen sowie die Arbeit auf Abruf einführen. Dagegen haben sich die Bauarbeiter gewehrt.
An Protestaktionen im Herbst haben über 15'000 Bauarbeiter in der ganzen Schweiz ihre Arbeit niedergelegt. Erst dann bewegten sich die Baumeister in den Verhandlungen. Sie mussten ihre extremen Forderungen zurückziehen. Gewerkschaften und Baumeister einigten sich schliesslich auf einen neuen LMV mit einzelnen Verbesserungen und einer Lohnerhöhung..
Verbesserungen fallen nicht vom Himmel
Den Bauarbeitern in diesem Land wird nichts geschenkt! Ob Rente mit 60, bezahlte Ferien oder faire Löhne: Die Baumeister haben sich am Verhandlungstisch immer nur dann bewegt, wenn wir uns auf den Baustellen und auf der Strasse bewegt haben!
Auch die Poliere mussten ihren Vertrag verteidigen
2022/2023 wurde auch der Gesamtarbeitsvertrag der Poliere neu verhandelt. Wäre es nach dem Baumeisterverband gegangen, hätten die Poliere deutlich mehr Überstunden leisten sollen als ihre Kollegen im LMV-Bereich und hätten dafür erst noch weniger Zuschläge erhalten. Zudem hätten Poliere ab einem bestimmten Lohn die Arbeitszeit nicht mehr genau erfassen dürfen, was Tür und Tor für noch mehr Gratisarbeit geöffnet hätte.
Die Unia bekämpfte diese Verschlechterungen und konnte zusammen mit den anderen Verbänden den Poliervertrag schliesslich ohne Verschlechterungen und mit der Übernahme der relevanten LMV-Anpassungen sichern. Doch die extremen Forderungen des Baumeisterverbands machen deutlich: Auch die Poliere sind ohne starke Gewerkschaft nicht vor schlechteren Arbeitsbedingungen und noch mehr Druck geschützt!
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Weitere Informationen
Hart verhandeln für faire Lösungen
Nico Lutz, Sektorleiter Bau der Unia, setzt sich im «Baublatt» mit den eskalierenden Verhandlungen zur Erneuerung des Gesamtarbeitsvertrags für den Bau, dem LMV, auseinander.
Trotz Respekt gescheitert
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Was die Sozialpartner des Bauhauptgewerbes teilt, was sie verbindet (PDF) Ein Gespräch von Nico Lutz, Sektorleiter Bau und Unia-Geschäftsleitungsmitglied, mit Benedikt Koch, Direktor Schweizerischer Baumeisterverband.
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Termindruck auf dem Bau: Gefahr für Gesundheit und Arbeitssicherheit