Bau steht in Zürich still
Seit heute Morgen steht Zürich still: Über 4000 Bauarbeiter versammelten sich heute in Zürich, um sich für die Rente mit 60 und ihren Landesmantelvertrag (LMV) zu wehren. Im Anschluss zogen sie in einem Demozug durch die Zürcher Innenstadt. Auf der Bahnhofbrücke legten sie einen Stopp ein, um gemeinsam Mittag zu essen. «Die Bauarbeiter schuften draussen jeden Tag bei Wind und Wetter. Nun will der Baumeisterverband den 12-Stundentag. Das ist ein direkter Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter», erklärt Nico Lutz, Sektorleiter Bau und Mitglied der Geschäftsleitung der Gewerkschaft Unia. Die Demonstration wird mit einer symbolischen Aktion vor dem Hauptsitz des Baumeisterverbandes enden.
Grösste Protestbewegung seit über zehn Jahren
In den letzten drei Wochen protestierten in der ganzen Schweiz über 16‘000 Bauarbeiter für die Rente mit 60 und ihren Gesamtarbeitsvertrag. Mit dem heutigen Protesttag findet die wohl grösste Bauarbeiter-Mobilisierung seit mehr als zehn Jahren ihren Höhepunkt. Dies zeigt, dass die Bauarbeiter genug haben von den Angriffen des Baumeisterverbandes. «Der Baumeisterverband ist aufgefordert, von seinen Maximalforderungen abzukommen und endlich der vorliegenden Lösung zuzustimmen. Ansonsten werden die Bauarbeiter ihre Proteste wieder aufnehmen», sagt Guido Schluep, Branchenleiter Bau der Gewerkschaft Syna. Die nächste Verhandlungsrunde findet am kommenden Freitag, 9. November, statt.
Worum es im Baukonflikt geht
Ende Jahr läuft der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) aus. Und für die Sicherung der Rente mit 60 braucht es zeitlich befristet zusätzliche Massnahmen. Zuerst hat sich der Schweizerische Baumeisterverband neun Monate lang geweigert, mit den Sozialpartnern über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. Er hat so eine Lösung unnötig verzögert. 18‘000 Bauarbeiter an der grossen Bau-Demo im Juni 2018 haben den Baumeisterverband zum Umdenken gebracht: Seit August 2018 wird verhandelt, eine Lösung liegt auf dem Tisch: Die Rente mit 60 bleibt, die Bauarbeiter übernehmen die Kosten der Sanierung, wenn im Gegenzug der Baumeisterverband eine anständige Lohnerhöhung zahlt.
Aber: Der Baumeisterverband erpresst nun die Bauarbeiter. Er ist nur bereit, diese Lösung umzusetzen, wenn die Gewerkschaften einem Kahlschlag im Landesmantelvertrag zustimmen: Bereits heute dauern die Arbeitstage der Bauarbeiter im Sommer bisweilen 12 Stunden. Die Gesundheit der Bauarbeiter leidet. Mit dem Vorschlag des Baumeisterverbandes müssten die Bauarbeiter von März bis Dezember immer Arbeitstage von bis zu 12 Stunden haben. Das ist ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter. Zudem führen die Forderungen des Baumeisterverbandes zu massiven Lohnsenkungen bei älteren Bauarbeitern und Lohndumping durch ausländische Firmen.
Nun haben die Bauarbeiter genug: Sie kämpfen mit Protestaktionen in der ganzen Schweiz für ihren Vertrag und die Sicherung der Rente mit 60. Die Protesttage auf dem Bau haben Mitte Oktober begonnen. 3000 Bauarbeiter protestierten in Bellinzona. In Genf haben je 2500 Bauarbeiter während zwei Tagen ihre Arbeit niedergelegt. In den Kantonen Fribourg, Wallis, Neuenburg und Jura protestierten über 1500 Bauarbeiter. In Bern gingen am vergangenen Donnerstag 1000 Bauarbeiter auf die Strasse. Gestern protestierten über 4000 Bauarbeiter aus dem Kanton Waadt in Lausanne.
Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna.