Bau steht still: Mehr als 4000 Bauarbeiter protestieren in Lausanne
Mehr als 4000 Bauarbeiter haben heute in der Waadt ihre Arbeit niedergelegt. Die Waadtländer Bauarbeiter sind wütend über die Angriffe des Baumeisterverbandes. Insbesondere die Forderung nach 300 zusätzlichen flexiblen Arbeitsstunden stösst den Bauarbeitern sauer auf: «Der Druck auf dem Bau ist bereits heute immens. Nun wollen die Baumeister die Bauarbeiter noch länger schuften lassen. Das ist inakzeptabel», stellt Pietro Carobbio, Bau-Verantwortlicher der Unia Waadt, fest. Am Nachmittag folgt eine Demonstration durch Lausanne.
Zweiter Protesttag angekündigt
Bereits im Oktober haben mehr als 1300 Waadtländer Bauarbeiter beschlossen, den Protest auf zwei Tage auszuweiten. Eine Delegation wird morgen ihre Kollegen in Zürich in ihrem Protest unterstützen. Die Bauarbeiter wollen die Sicherung der Rente mit 60. Um das zu erreichen, nehmen sie eine Beitragserhöhung in Kauf. Im Gegenzug verlangen sie eine anständige Lohnerhöhung. Doch der Baumeisterverband erpresst die Bauarbeiter: So ist er zu dieser Lösung nur bereit, wenn die Gewerkschaften einen massiven Abbau im LMV in Kauf nehmen. «Wir wollen möglichst rasch eine schnelle Lösung. Doch die Gewerkschaften werden keiner Verschlechterung des Landesmantelvertrages zustimmen», sagt Guido Schluep von der Gewerkschaft Syna. Morgen folgt der Höhepunkt der Protesttage in Zürich.
Worum es im Baukonflikt geht
Ende Jahr läuft der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) aus. Und für die Sicherung der Rente mit 60 braucht es zeitlich befristet zusätzliche Massnahmen. Zuerst hat sich der Schweizerische Baumeisterverband neun Monate lang geweigert, mit den Sozialpartnern über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. Er hat so eine Lösung unnötig verzögert. 18‘000 Bauarbeiter an der grossen Bau-Demo im Juni 2018 haben den Baumeisterverband zum Umdenken gebracht: Seit August 2018 wird verhandelt, eine Lösung liegt auf dem Tisch: Die Rente mit 60 bleibt, die Bauarbeiter übernehmen die Kosten der Sanierung, wenn im Gegenzug der Baumeisterverband eine anständige Lohnerhöhung zahlt.
Aber: Der Baumeisterverband erpresst nun die Bauarbeiter. Er ist nur bereit, diese Lösung umzusetzen, wenn die Gewerkschaften einem Kahlschlag im Landesmantelvertrag zustimmen: Bereits heute dauern die Arbeitstage der Bauarbeiter im Sommer bisweilen 12 Stunden. Die Gesundheit der Bauarbeiter leidet. Mit dem Vorschlag des Baumeisterverbandes müssten die Bauarbeiter von März bis Dezember immer Arbeitstage von bis zu 12 Stunden haben. Das ist ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter. Zudem führen die Forderungen des Baumeisterverbandes zu massiven Lohnsenkungen bei älteren Bauarbeitern und Lohndumping durch ausländische Firmen.
Nun haben die Bauarbeiter genug: Sie kämpfen mit Protestaktionen in der ganzen Schweiz für ihren Vertrag und die Sicherung der Rente mit 60. Die Protesttage auf dem Bau haben Mitte Oktober begonnen. 3000 Bauarbeiter protestierten in Bellinzona. In Genf haben je 2500 Bauarbeiter während zwei Tagen ihre Arbeit niedergelegt. In den Kantonen Fribourg, Wallis, Neuenburg und Jura protestierten über 1500 Bauarbeiter. In Bern gingen am vergangenen Donnerstag 1000 Bauarbeiter auf die Strasse.
Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna.