Bau steht still: Über 1500 Bauarbeiter protestieren in der Westschweiz
Seit heute Morgen stehen die Baustellen in mehreren Kantonen in der Romandie still. Über 1500 Bauarbeiter aus Freiburg, Neuenburg, Wallis und Jura haben ihre Arbeit niedergelegt. Die Bauarbeiter machen damit ihrer Wut über die Abbau-Forderungen des Baumeisterverbandes Luft. «Mit der Forderung nach 300 flexiblen Arbeitsstunden gefährden die Baumeister die Gesundheit der Bauarbeiter. Es braucht weniger, nicht mehr Flexibilität», sagt Nico Lutz, Sektorleiter Bau der Gewerkschaft Unia. Im Kanton Wallis ist es das erste Mal, dass die Bauarbeiter protestieren. Das ist ein weiterer Beweis dafür, wie absurd die Forderungen des Baumeisterverbandes sind.
Eine Lösung liegt auf dem Tisch
Die Bauarbeiter sind bereit, die Kosten für die Sicherung der Rente mit 60 zu übernehmen. Im Gegenzug sollen sie nach vier Jahren Stillstand bei den Löhnen eine anständige Lohnerhöhung von 150 Franken erhalten. Aber die Baumeister versuchen die Bauarbeiter zu erpressen. So sind die Arbeitgeber nur zu dieser Lösung bereit, wenn die Gewerkschaften einen massiven Einschnitt beim Landesmantelvertrag akzeptieren. «Die Bauarbeiter sind wütend über die Forderungen der Baumeister und werden keinen Abbau des Landesmantelvertrages akzeptieren», hält Johann Tscherrig, Regionalverantwortlicher Wallis der Gewerkschaft Syna fest.
Worum es im Baukonflikt geht
Ende Jahr läuft der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) aus. Und für die Sicherung der Rente mit 60 braucht es zeitlich befristet zusätzliche Massnahmen. Zuerst hat sich der Schweizerische Baumeisterverband neun Monate lang geweigert, mit den Sozialpartnern über die Sicherung der Rente mit 60 zu verhandeln. Er hat so eine Lösung unnötig verzögert. 18‘000 Bauarbeiter an der grossen Bau-Demo im Juni 2018 haben den Baumeisterverband zum Umdenken gebracht: Seit August 2018 wird verhandelt, eine Lösung liegt auf dem Tisch: Die Rente mit 60 bleibt, die Bauarbeiter übernehmen die Kosten der Sanierung, wenn im Gegenzug der Baumeisterverband eine anständige Lohnerhöhung zahlt.
Aber: Der Baumeisterverband erpresst nun die Bauarbeiter. Er ist nur bereit, diese Lösung umzusetzen, wenn die Gewerkschaften einem Kahlschlag im Landesmantelvertrag zustimmen: Bereits heute dauern die Arbeitstage der Bauarbeiter im Sommer bisweilen 12 Stunden. Die Gesundheit der Bauarbeiter leidet. Mit dem Vorschlag des Baumeisterverbandes müssten die Bauarbeiter von März bis Dezember immer Arbeitstage von bis zu 12 Stunden haben.
Das ist ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter. Zudem führen die Forderungen des Baumeisterverbandes zu massiven Lohnsenkungen bei älteren Bauarbeitern und Lohndumping durch ausländische Firmen. Nun haben die Bauarbeiter genug: Sie kämpfen mit Protestaktionen in der ganzen Schweiz für ihren Vertrag und die Sicherung der Rente mit 60. Die Protesttage auf dem Bau haben Mitte Oktober begonnen. 3000 Bauarbeiter protestierten in Bellinzona. In Genf haben je 2500 Bauarbeiter während zwei Tagen ihre Arbeit niedergelegt. Die Protestaktionen in den anderen Regionen finden in den kommenden Wochen statt.
Die nächste Protestaktion findet am Donnerstag in Bern statt, die restlichen Regionen folgen nächste Woche.
Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna.