450 Bauarbeiter fordern 150 Franken mehr Lohn – «Weil wir es verdienen!»
Der Bauwirtschaft geht es so gut wie nie. Die nominellen Umsätze im Schweizer Bauhauptgewerbe stiegen im 1. Quartal 2014 gegenüber dem Vorjahresquartal um 12,7% auf rund 3,8 Mrd. Franken an. Der Wohnungsbau legte sogar um 19,2% zu. Sogar der Schweizerische Baumeisterverband schreibt: "Ein Rückgang oder gar ein Einbruch der Bautätigkeit ist (...) nicht in Sicht. Die Auftragslage ist weiterhin gut: Aufträge für fast dreizehn Milliarden Franken stehen in den Büchern der Baufirmen. Die Bautätigkeit dürfte daher 2014 ein ähnliches Niveau erreichen wie 2013."
Aus gewerkschaftlicher Sicht weniger erfreulich: Die Entwicklung der Reallöhne (durchschnittlich bezahlter LMV-Lohn 2007-2013 + 4,92 %) liegt nicht nur deutlich hinter dem starken Anstieg der Produktivität zurück (+ 9% für dieselbe Zeitspanne), sondern ist auch tiefer als die durchschnittliche Lohnentwicklung in der Schweiz (+ 5,69 % für dieselbe Zeitspanne). Und das trotz jährlichen Rekordwerten in der wirtschaftlichen Entwicklung der Branche.
Höchste Zeit für eine anständige Lohnerhöhung.
Die Bauwirtschaft boomt, die Auftragsbücher sind voll und die Bauarbeiter leisten einen riesigen Einsatz. Nachdem in den vergangen Jahren die Löhne nur bescheiden erhöht wurden, erwarten die Bauarbeiter zu Recht eine anständige Lohnerhöhung.
Heute Samstag haben deshalb 450 Bauarbeiter an ihrer Landsgemeinde eine Lohnerhöhung von 150 Franken gefordert. Mehrere Votanten betonten, dass die Bauarbeiter ihren Anteil am Erfolg verdient hätten; ohne sie wäre der Erfolg der Schweizer Bauwirtschaft nicht möglich. Zudem leisten sie nicht nur die harte Arbeit, sie sind auch diejenigen, die wissen, wie es ist, wenn man ständig steigende Mieten und Krankenkassenprämien zu bezahlen hat.
Erneuerung des Landesmantelvertrags
Nächstes Jahr wird zudem der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) neu verhandelt. Der LMV regelt die Arbeitsbedingungen für ca. 80'000 Bauarbeiter in der Schweiz – den Mindestlohn, die Arbeitszeit, die Ferien und Feiertage. Mit Blick auf die Verhandlungen vom nächsten Jahr wollte die Unia in einer breit angelegten Umfrage von 15’000 Bauarbeitern wissen, was ihre grössten Probleme sind, mit denen sie heute zu kämpfen haben. Auf dieser Basis hat nun die Landsgemeinde eine erste Priorisierung der gewerkschaftlichen Forderungen vorgenommen. Über das gesamte Forderungspaket werden die Gewerkschaften Ende dieses Jahres beschliessen.
Weitere Informationen:
Nico Lutz, Mitglied der Geschäftsleitung