Initiative für Lohngleichheit: Der Jura als Wegbereiter

Die Unia freut sich über 88,3 Prozent Ja-Stimmen zur kantonalen Lohngleichheitsinitiative im Jura. Das klare und äusserst erfreuliche Resultat wird nicht nur die Gleichstellung auf kantonaler Ebene vorantreiben, sondern auch für die ganze Schweiz wegweisend sein. Denn 30 Jahre nach dem ersten Frauenstreik vom 14. Juni 1991, 25 Jahre nach dem Gleichstellungsgesetz, zwei Jahre nach dem zweiten Frauen*streik und am Vorabend eines erneuten feministischen Aktionstages ist die Gleichstellung noch immer nicht Realität.

Die 2018 eingereichte kantonale Volksinitiative zur Konkretisierung der Lohngleichheit schlägt fünf konkrete Massnahmen vor, um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schliessen.

  1. Verankerung der Lohngleichheitscharta im öffentlichen Sektor.
  2. Jede Person kann jeden Verdacht auf Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, insbesondere bei den Löhnen, der Gleichstellungsbeauftragten melden.
  3. Alle Unternehmen mit mehr als 50 Angestellten müssen ihre Löhne überprüfen (die Regelung geht weiter als das revidierte Gleichstellungsgesetz, das die Grenze bei 100 Arbeitnehmenden festlegt).
  4. Kontrolle der Lohnanalysen durch das Arbeitsamt mit einer auf vier Jahre beschränkten Bescheinigung.
  5. Staatliche Fördergelder nur bei Einhaltung der Lohngleichheit.

Eine klare Botschaft an Politik und Wirtschaft

Kurz vor dem 14. Juni und einem erneuten feministischen Aktionstags sendet die von der Unia unterstützte Initiative ein klares Signal an Politik und Wirtschaft: Frauen haben ein Recht auf Respekt! Das Ja zur jurassischen Initiative zeigt aber auch, dass die Schweiz in Sachen Gleichstellung grossen Nachholbedarf hat.

Die Lohnungleichheit ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Weit verbreitete Probleme in der Arbeitswelt sind auch Diskriminierungen bei der Anstellung, während der anschliessenden Berufslaufbahn, aber auch während Schwangerschaft und Mutterschaft. Nicht zu sprechen von sexueller Belästigung und sexistischer Gewalt.

Ein weiterer Affront

Doch während im Jura echte Schritte in Richtung Gleichstellung gemacht werden, schlug das Bundesparlament letzten Mittwoch den umgekehrten Weg ein und beschloss eine Rentenreform auf Kosten der Frauen. Im Berufsleben ohnehin schon stark benachteiligt, müssten die Frauen in der Schweiz neu ein Jahr länger arbeiten als bisher. Und das, obwohl sie bei der Rente aufgrund der bestehende Lohnungleichheit bereits heute stark benachteiligt sind gegenüber den Männern.

Das ist inakzeptabel. Im Vorfeld des morgigen feministischen Aktionstages ruft die Unia deshalb dazu auf, die Zeichen aus dem Kanton Jura zu hören und fordert: «Respekt! Mehr Lohn, mehr Rente.»