Unia lanciert nationale Kampagne für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege
Die Pflege- und Betreuungsbranche steht unter massivem Druck. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, startet die Unia ihre erste nationale Kampagne für gute Pflege und Betreuung. Die Unia fordert ein Ende des Renditedenkens und der Ökonomisierung sowie der Sparmassnahmen in der Pflege. Der Mensch muss wieder im Mittelpunkt stehen. Udo Michel, Branchenleiter Pflege und Betreuung der Unia sagt: «In der Langzeitpflege muss wieder die Menschlichkeit im Vordergrund stehen und nicht nur der Profit.»
Arbeit auf Abruf, geteilte Dienste und tiefe Löhne nehmen in verschiedenen Bereichen zu. Immer mehr Angestellte leiden unter physischen und psychischen Beschwerden. Unregelmässige Arbeitszeiten sowie Nacht- und Wochenenddienste erschweren die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben. Aus all dem resultiert auch ein Fachkräftemangel. «Den Angestellten liegt das Wohl ihrer Betreuten am Herzen. Um eine gute Pflege zu garantieren, nehmen sie prekäre Arbeitsbedingungen und unbezahlte Arbeit in Kauf. Der Aufopferung des Personals ist es zu verdanken, dass die Pflege aufrecht erhalten werden kann», meinte Adrian Durtschi, Branchenleiter Senior/innenbetreuung Unia vor den Medien.
An der Medienkonferenz kamen auch Betroffene zu Wort. Michèle Wirth, Pflegehelferin SRK, führte aus, dass die zwischenmenschliche Betreuung auf der Strecke bleibt und der administrative Aufwand immer mehr zunimmt. Auch Uwe Ruländer, Pflegefachmann, bestätigt den massiven Druck in der Pflege: «Immer weniger Personal muss in kürzester Zeit immer mehr leisten. Die wichtige Zeit für den individuellen Kontakt mit den Betreuten kommt zu kurz.»
Nationale Kampagne für gute Pflege und Arbeitsbedingungen
Für gute Pflege und Betreuung braucht es mehr Personal und Zeit. Dafür soll die öffentliche Hand zusätzliches zweckgebundenes Geld zur Verfügung stellen und die Personalschlüssel erhöhen. Gute Pflege und Betreuung brauchen gute Anstellungsbedingungen. Dazu gehören unter anderen anständige Löhne und Zulagen, faire Arbeitszeiten, Festanstellungen, Recht auf Weiterbildung. Dies garantieren nur allgemeingültige Gesamtarbeitsverträge (GAV).
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, lancierte die Unia die Petition «Gute Pflege und Betreuung brauchen gute Arbeitsbedingungen» sowie eine überarbeitete Version ihres «Manifest für gute Pflege und Betreuung», welches alle Forderungen der Unia enthält.
Initiative für mehr Stellen in Genf – GAV für Badanti im Tessin
Neben der nationalen Kampagne kämpft die Unia auch in verschiedenen Kantonen für Verbesserungen. In Genf setzt sie sich gegen den massiven Personalmangel in den Alters- und Pflegeheimen ein. Nachdem der Grossrat aus Spargründen ein Gesetz für mehr Pflegepersonal nicht umsetzen will, prüft die Unia nun eine kantonale Initiative, welche die Anzahl Pflegestellen zwingend erhöhen soll.
Im Tessin setzt sich die Unia für bessere Arbeitsbedingungen für die Seniorenbetreuer/innen (Badanti) ein. Am 6. März treffen sich 150-200 Badanti zu einer grossen Versammlung. Gemeinsam wollen sie dort das weitere Vorgehen für einen verbindlichen kantonalen Gesamtarbeitsvertrag festlegen, der gute Arbeitsbedingungen, bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und Respekt für diesen harten Beruf garantiert.