Unia-DV des Sektors Tertiär: «Wir zahlen den Preis der Krise nicht!»
2020 war ein intensives und anstrengendes Jahr – gerade für die Angestellten im Dienstleistungssektor. Verkäufer:innen, Pflegepersonal, Logistiker:innen, Mitarbeitende in der Sicherheitsbranche und Kurier:innen arbeiten seit gut einem Jahr pausenlos an vorderster Front. Dies teilweise unter prekären gesundheitlichen Arbeitsbedingungen; oft ist ihr Alltag geprägt von überlangen Arbeitstagen und Stress. Um die gesundheitlichen Folgen einer noch nie dagewesenen Krise einzudämmen, waren viele Angestellte dazu gezwungen, ihre Arbeit einzustellen. Besonders von diesen Unsicherheiten betroffen waren – und sind bis heute – die Angestellten im Hotellerie- und Gastgewerbe. Sie haben Mühe, ihre Rechnungen zu bezahlen und ihre Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Und durch die Lohneinbussen zahlen die Angestellten einen (zu) hohen Preis für die Krise!
Angestellte sind Rückgrat der Wirtschaft
Einstimmig verabschiedeten die Delegierten eine Resolution zur Abfederung dieser Missstände. Die Arbeiter:innen sind das Rückgrat der Wirtschaft – dies gilt es auch entsprechend zu honorieren – gerade während einer Pandemie.
Die Delegierten fordern:
- 100% Kurzarbeitsentschädigung für Löhne bis 5'000 Franken
- Entlassungsstopp bei staatlich unterstützten Unternehmen
- Zusätzliche Schutzmassnahmen und mehr Arbeitsplatzkontrollen, um den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sicherzustellen
- Ein garantiertes Schul- und Kinderbetreuungsangebot für alle, welche die Grundversorgung sicherstellen
- Verzicht auf jegliche Deregulierungen der Arbeitszeiten, keine Verlängerung der Ladenöffnungszeiten
«Prix Engagement»: Gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen
Mit dem «Prix Engagement» zeichnet die Unia besonders aktive Mitglieder im Sektor Tertiär für ihren beharrlichen Einsatz aus. Für den zu vierten Mal vergebenen Preis trafen heuer so viele Nominationen wie noch nie ein. Der Preis geht dieses Jahr an eine Verkäuferin und Pflegerin, die während der Corona-Pandemie unermüdlich im Einsatz waren, sowie an zwei Kollektive, die sich erfolgreich gegen die geplante Massenentlassung in ihrem Betrieb wehrten.
- Amandine Barut Jutzeler arbeitet in einem Pflegeheim, ist Mitglied der Personalkommission und setzt sich – gewerkschaftlich und medial – für die Rechte der Pflegenden ein. In einem offenen Brief, der in der Tageszeitung «Le Temps» publiziert wurde, sprach sie über die – medial allzu oft vergessenen – Arbeitsbedingungen in Pflegeheimen während der Corona-Pandemie. Sie kämpft weiter an vorderster Front für die Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege.
- Clotilde Pinto ist in und ausserhalb der Unia eine bekannte Coop-Mitarbeiter:in und seit Jahren unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Verkäufer:innen – über die Kantonsgrenzen hinaus! Läuft irgendwo in der Schweiz ein Referendum gegen die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten, zögert sie nicht und steigt in den nächsten Zug, um mit ihren Kolleg:innen Unterschriften zu sammeln. Sie steht immer an vorderster Front, wenn es um die Verteidigung Rechte der Verkäufer:innen geht und steht hin, wenn sie Ungerechtigkeiten sieht.
- Mitten in der Corona-Krise plante das US-amerikanische Unternehmen Weight Watchers (WW) mit Sitz in Nyon, den grössten Teil der Angestellten im Aussendienst (110 von 170 Angestellten) zu entlassen und die Löhne zu kürzen. Dies führte zu einer Reihe von (online-)Versammlungen, die einen grossen Teil der Belegschaft mobilisierte und eine Welle des gewerkschaftlichen Engagements auslöste: Gemeinsam mit der Unia erreichten die Angestellten, dass ein echtes Konsultationsverfahren durchgeführt wurde und schliesslich ein Sozialplan stand, in dem auf einen Teil der Entlassungen verzichtet wurde. Der Preis geht stellvertretend für die aktiven WW-Mitarbeiterinnen an Virginie Duheme und Stéphanie Bianchi von der Weight Watchers-Personalkommission.
- XPO Logistics, einer der grössten Logistikkonzerne der Welt, plante in Genf 32 Arbeitnehmende auf die Strasse zu stellen – mitten in der ersten Corona-Welle. Getragen von den Delegierten organisierten die Angestellten während zwei Wochen einen aufsehenerregenden Streik. Damit retteten sie drei Jobs und erkämpften für die anderen einen Sozialplan. Der Preis geht stellvertretend für alle Aktiven an die gewählten Belegschaftsvertreter Clevince C., Marco L. und Amilcar G.