Schliessung von Micarna Ecublens (VD): Mitarbeitenden-Versammlung seit heute 04.30 Uhr

Update von 9.30 Uhr

Micarna-Belegschaft tritt in den Streik

Die Beschäftigten von Micarna, einer in Ecublens ansässigen Tochtergesellschaft von Migros, verlangen Verhandlungen über die angekündigte Schliessung des Standorts. Nachdem die Geschäftsleitung ein viertes Gesprächsangebot ignoriert hat, haben die Beschäftigen beschlossen, in den Streik zu treten.

Die Micarna-Geschäftsleitung in Ecublens hat heute Morgen um 9 Uhr einen weiteren Termin zur Aufnahme von Verhandlungen über die geplanten Massenentlassungen ungenutzt verstreichen lassen. Die bereits seit am frühen Morgen tagende Betriebsversammlung der Beschäftigten hat darauf um 09.15 einstimmig beschlossen, in den Streik zu treten.Die Angestellten fordern ihre Unternehmensleitung eindringlich auf, ihre Blockade-Haltung endlich zu überdenken und mit den dringend nötigen Verhandlungen zu beginnen. Sie haben die Gewerkschaft Unia mandatiert, sie bei der Wahrnehmung ihrer Interessen zu unterstützen.

Den Beschäftigten der Micarna in Ecublens geht die Geduld aus. Nachdem die Micarna-Geschäftsleitung gestern Mittwochnachmittag eine weitere Aufforderung zum Gespräch ohne zufriedenstellende Antwort verstreichen liess, haben sie auf heute Morgen 4.30 Uhr eine Vollversammlung der ganzen Belegschaft einberufen, um die sofortige Aufnahme von Verhandlungen zu fordern. Die von der Gewerkschaft Unia unterstützten Angestellten verlangen nun ultimativ, dass ihre Forderungen gehört werden. Die lokale Geschäftsleitung von Micarna erklärte heute Morgen, sie wolle die Beschäftigten informieren. Sie lehnt aber weiterhin jegliche Verhandlungen ab.

Geschäftsleitung hüllt sich in Schweigen

Die Micarna-Fabrik in Ecublens ist für die Verarbeitung von Frischfleisch zuständig. Der Standort soll im Frühling 2025 geschlossen werden. Dabei gehen 84 Arbeitsplätze verloren. Die Micarna-Beschäftigten haben darum die Gewerkschaft Unia beauftragt, ihre Interessen und Rechte im Zusammenhang mit der Schliessung zu verteidigen. Sie hat die Unternehmensführung bereits dreimal um einen Gesprächstermin gebeten. Diese lehnte jedoch bisher jegliche Gespräche ab.

Gesetzliche Bestimmungen mit Füssen getreten

Die Unia kritisiert, dass Micarna die beabsichtigte Schliessung des Standorts weder ordnungsgemäss bei den Waadtländer Kantonsbehörden angemeldet noch bei den Betroffenen vor Ort ein Konsultationsverfahren durchgeführt hat. Micarna verstößt somit gegen die gesetzlichen Bestimmungen über Massenentlassungen (OR Art. 335d ff.).

Darüber hinaus verletzt das Unternehmen die – sowohl in der Bundesverfassung als auch im L-GAV der Migros-Gruppe – garantierte Koalitionsfreiheit der Beschäftigten, indem sie das vom Personal erteilte Gewerkschafts-Mandat nicht anerkennt. Und auch etliche arbeitsrechtliche Bestimmungen werden mit Füssen getreten. Die Unia stellt fest, dass die Beschäftigten nicht einmal wissen, wann ihre Schicht endet: Es gibt Tage, an denen bis zu 14 Stunden am Stück gearbeitet wird! 

Micarna und Migros verweigern den Dialog mit den Gewerkschaften

Migros, die Muttergesellschaft von Micarna, stellt sich gerne als sozial verantwortliche Arbeitgeberin dar. Der Grossverteiler weigert sich jedoch regelmässig, mit den Gewerkschaften zu diskutieren. So auch in diesem Fall. Die Unia-Mitglieder bei Micarna sind empört über das respektlose und unverantwortliche Verhalten ihres Arbeitgebers. Die Unia ruft Micarna und Migros dazu auf, den Dialog aufzunehmen und unverzüglich in Verhandlungen einzutreten.