JA zur Pflegeinitiative am 28. November!
Danke Schweiz für das JA zur Pflegeinitiative!
28.11.2021
Die Schweizer Stimmbürger:innen haben dem Applaus Taten folgen lassen und der Pflegeinitiative deutlich zugestimmt! Sie setzen damit ein starkes Zeichen für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege.
Gute Pflege braucht Menschen.
Für eine gute Pflege in Alters- und Pflegeheimen braucht es genügend Personal, welches seinen Beruf langfristig ausüben kann und möchte. Das geht nur mit guten Arbeitsbedingungen in der Pflege!
Mit der Volksinitiative «Für eine starke Pflege» (Pflegeinitiative) kommen wir diesem Ziel einen wichtigen Schritt näher.
Hier setzt die Pflegeinitiative an
Die Pflegeinitiative schlägt wichtige Pfeiler ein für…
…gute Arbeitsbedingungen
Der Bund muss Leitlinien für gute Arbeitsbedingungen festlegen.
…eine faire Pflegefinanzierung
Der Bund muss Bestimmungen für eine angemessene Finanzierung der Pflegeleistungen erlassen.
…mehr Aus- und Weiterbildung
Die Pflegeinitiative verlangt eine bessere finanzielle Unterstützung für Pflegende in Aus- und Weiterbildung. Für Interessierte und Pflegende wird es einfacher, sich zusätzlich aus- und weiterzubilden, womit der Fachkräftemangel reduziert wird.
…mehr Fachkräfte – auch für die Heime
Auch für die Pflegenden in den Heimen ist es positiv, wenn mehr diplomiertes Personal zur Verfügung steht:
- Denn es ermöglicht die Besetzung der vakanten Stellen.
- Die Verantwortung für die Bewohner:innen ist auf mehr Kolleg:innen verteilt.
- Das Risiko für Komplikationen und Spitaleinweisungen von Bewohner:innen wird gesenkt und eine gute Pflege gefördert.
Deshalb braucht es die Pflegeinitiative
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Viele Berufsausstiege Die Situation in der Pflege ist besorgniserregend: Laut der neusten Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums steigen gut 40 Prozent des Pflegepersonals wieder aus dem Beruf aus.
Und das in der Branche, wo bis 2030 über 65'000 zusätzliche Pflegende benötigt werden!
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Prekäre Arbeitsbedingungen Die Pflegenden gingen während der Corona-Pandemie weit über ihre Grenzen hinaus, denn die Arbeitsbedingungen in Alters- und Pflegeheimen waren schon vorher prekär.
In unserer Umfrage von 2019 beklagten 87 Prozent der Pflegenden, dass sie zu wenig Zeit für eine gute Pflege der Bewohner*innen haben und 89 Prozent gaben an, dass sie häufig unter Zeitdruck arbeiten.
In einer Studie der Universität Basel desselben Jahres gab ein Viertel der Pflegenden an, manchmal oder häufig auf die Körperpflege bei den Bewohner*innen zu verzichten, weil die Arbeitslast zu hoch ist. In Krisensituationen, wie der Corona-Pandemie, kann dieser Zeitmangel die Bewohner*innen auch gefährden.
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Teufelskreis des Personalmangels Die stationäre Langzeitpflege ist seit langem chronisch unterbesetzt. Denn das von der Politik beschlossene Finanzierungsregime führt zu tiefen Stellenplänen, schlechten Arbeitsbedingungen und Fachkräftemangel.
Das bestehende Personal steht unter Druck und Stress, muss ständig einspringen, wird übermässig belastet, wird krank und steigt aus dem Beruf aus.
Eine faire Pflegefinanzierung, die gute Arbeitsbedingungen und damit eine gute Pflege erlaubt, ist deshalb zentral, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
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Ungenügender Gegenvorschlag Nach langem Hin und Her konnten sich National- und Ständerat doch zu einem indirekten Gegenvorschlag durchringen. Dieser beinhaltet eine Ausbildungsoffensive und die Möglichkeit, dass Pflegefachpersonen einige Leistungen selbst verschreiben und abrechnen können.
Der Gegenvorschlag beinhaltet aber keine Bestimmungen zu Arbeitsbedingungen, Pflegefinanzierung oder Stellenschlüssel. Eine Ausbildungsoffensive ist wirkungslos, wenn die Berufsausstiege nicht reduzieren werden.
Den Initiativtext findest du hier (PDF).
Drei Mythen: Aufgedeckt
Die Gegner:innen der Pflegeinitiative versuchen die Bevölkerung mit drei mittlerweile weit verbreiteten Mythen zu verunsichern. Warum diese nicht stimmen, decken wir hier auf.
Mythos 1: Der indirekte Gegenvorschlag reicht
Das Parlament hat einen indirekten Gegenvorschlag ausgearbeitet, der in Kraft tritt, wenn die Initiative abgelehnt wird. Er konzentriert sich auf die Ausbildung neuer Pflegefachpersonen. An der chronischen Überlastung der heute tätigen Pflegenden, ihren schwierigen Arbeitsbedingungen und den vielen frühzeitigen Berufsausstiegen ändert sich damit aber nichts.
Denn zwei sehr wichtige Punkte der Initiative werden mit dem Gegenvorschlag NICHT umgesetzt: Es gibt
- weder eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen
- noch eine angemessene Abgeltung der Pflegeleistungen.
Somit laufen die Bemühungen, den Pflegenotstand zu lösen, ins Leere. Es ist, als ob man versucht, ein Sieb mit Wasser zu füllen.
Mythos 2: Der Gegenvorschlag wirkt viel schneller
Wird die Pflegeinitiative angenommen, so ist der Bundesrat verpflichtet, innerhalb von 18 Monaten wirksame Massnahmen zur Behebung des Mangels an diplomierten Pflegefachpersonen zu treffen. Das heisst, das Parlament kann hier bereits auf den indirekten Gegenvorschlag aufbauen und Geld für die Aus- und Weiterbildung sprechen.
Gemäss dem Verfassungsartikel muss das Parlament die anderen gesetzlichen Grundlagen (für gute Arbeitsbedingungen, Personalausstattung und Finanzierung der Pflegeleistungen) innerhalb von vier Jahren erlassen. Beim Gegenvorschlag hingegen gibt es keine weiteren Verbesserungen und die Massnahmen laufen ins Leere.
Oder wie es Christina Schumacher des SBK auf Twitter ausgedrückt hat: «Den Pflegenden einreden zu wollen, der Gegenvorschlag sei besser wegen der – angeblich – rascheren Umsetzung, ist in etwa so, wie wenn ich einer Patientin sage, das Medikament, das ich ihr gegen ihre Schmerzen gebe, wirke zwar kaum, dafür aber schnell.»
Mythos 3: Die Pflegeinitiative bringt nur den Dipl. Pflegefachpersonen etwas
Die Pflegeinitiative erlässt Bestimmungen für ALLE in der Pflege tätigen Personen.
In den Übergangsbestimmungen werden hier wörtlich die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle Pflegenden und die Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung für alle Pflegenden genannt.
Werden die Pflegeleistungen fair finanziert, hilft das ebenfalls allen Pflegenden, denn es können mehr Pflegende eingestellt und höhere Löhne bezahlt werden.
Einzig im zweiten Abschnitt heisst es, dass Bund und Kantone sicherstellen müssen, dass eine genügende Anzahl diplomierter Pflegefachpersonen für den zunehmenden Bedarf zur Verfügung steht. Aber auch das hilft allen Pflegenden: Denn wenn genügend Pflegefachpersonen zur Verfügung stehen, ermöglicht das die Besetzung der offenen Stellen. Die Verantwortung für die Bewohner:innen und Patient:innen wird auf mehr Kolleg:innen verteilt. Das Risiko für Komplikationen wird gesenkt und eine gute Pflege wird gefördert.
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