Stopp sexuelle Belästigung: Baufrauen fordern Massnahmen
Gemeinsam mit Frauen, die auf Baustellen arbeiten, hat die Unia eine Kleber-Offensive entwickelt. Die Kleber haben das Ziel, das Tabuthema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sichtbar zu machen. Frauen können die pinken Kleber dem übergriffigen Kollegen oder dem passiven Chef an den Spind oder die Bürotür kleben.So tragen sie den Unmut der Frauen in den Betrieb und markieren ihren Arbeitsplatz als «belästigungsfreie Zone».
Konkrete Massnahmen gegen sexuelle Belästigung sind dringend nötig
Jedoch ist dem Problem allein mit Klebern nicht beizukommen. So fordern die Baufrauen an ihrer Versammlung
- eine Nulltoleranz-Strategie, Reglemente und Leitlinien oder eine Charta in den Betrieben, sowie konsequente Umsetzung mit Strafen für die Täter,
- klare Handlungsvorgaben gegen Mobbing und sexuelle Belästigung,
- dass die internen Ombudsstellen oder externe Fachstelle, die mit dem Betrieb zusammenarbeiten, allen Angestellten bekannt sind,
- dass Führungskräfte, HR-Abteilungen und Vertrauenspersonen geschult werden,
- dass Arbeitnehmende geschult und regelmässig sensibilisiert werden,
- dass die Massnahmen auf allen Hierarchiestufen umgesetzt werden
- und dass diese Forderungen an allen kommenden GAV-Verhandlungen benannt werden.
«Jetzt müssen wir mit den Arbeitgebern konkrete Massnahmen festlegen. Die Chefs müssen wissen, dass sie in der Pflicht sind – denn wenn sie nicht nachweisen können, dass sie alle vorbeugenden Massnahmen gegen sexuelle Belästigung unternommen haben, müssen sie die Haftung übernehmen,» sagt Bruna Campanello, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung und Co-Leiterin Sektor Gewerbe.
Die Baufrauen betonen, dass sexuelle Belästigung niemals etwas mit Flirten zu tun ht. Sexuelle Belästigung ist ein Machtmissbrauch, den sie konsequent bekämpfen wollen.
Erschreckende Umfrageergebnisse zeigen Handlungsbedarf
Die Unia hatte 2023 rund 300 Frauen, die auf dem Bau arbeiten, zu ihren dringlichsten Anliegen am Arbeitsplatz befragt. Die Umfrage «Frau auf dem Bau» war Teil der Frauenstreik-Kampagne der Unia.
Die Resultate waren erschreckend: Über die Hälfte der Teilnehmerinnen gab an, bereits sexuelle Belästigung erlebt zu haben und ein Viertel gab an, sexualisierte Gewalt erlitten zu haben. Fünf Frauen kommentierten sogar, dass der Tatbestand bei ihnen «immer vorkomme».