Neues internationales Abkommen für die Textilindustrie
Die Unterzeichnung dieses neuen internationalen Abkommens ist Ergebnis zäher Verhandlungen und intensiver Kampagnenarbeit, und ein grosser Erfolg im Kampf um die Sicherheit der Textilarbeiter:innen weltweit. Der «International Accord for Health and Safety in the Textile and Garment Industry» (PDF) behält die wesentlichen Elemente des bahnbrechenden Bangladesch-Abkommens bei:
- Eine unabhängige Überwachung und Kontrolle der Einhaltung der Sicherheitsvorgaben,
- die Verpflichtung zu Einkaufspreisen, die ausreichen, um sichere Arbeitsplätze zu unterstützen,
- die Verpflichtung, die Geschäftstätigkeiten mit Fabriken einzustellen, welche die Sicherheitsbestimmungen des Accords nicht respektieren,
- und insbesondere die rechtliche Durchsetzbarkeit der Verpflichtungen der Modeunternehmen.
Ausweitung auf andere Länder
In vielen Textilproduktionsländern wie etwa Pakistan, wo Fabrikbrände oder einstürzende Gebäude häufig zu Todesopfern führen, fordern Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen seit Jahren wirksame Massnahmen zur Arbeitsplatzsicherheit. Während der Bangladesh Accord auf Bangladesch beschränkt war, ist es mit dem internationalen Abkommen nun möglich, das Modell des rechtlich verbindlichen Abkommens auch auf andere Länder auszuweiten.
Deshalb sind nun auch Textilhandelsunternehmen gefragt, das Abkommen zu unterzeichnen, die nicht oder nur wenig in Bangladesch produzieren lassen. Ihre bisherige Ausrede, das Abkommen aus diesem Grund nicht zu unterzeichnen, ist nun obsolet.
Aufruf zur Unterzeichnung an alle Textil- und Kleidermode-Unternehmen
Der Bangladesh Accord lief Ende Mai 2021 aus. Seit Monaten kämpften die internationalen Gewerkschaftsverbände sowie Unterzeichnerorganisationen wie die Clean Clothes Campaign für dessen Weiterführung und Ausweitung. Das Abkommen in seiner heutigen Ausprägung ist ein grosser Erfolg dieser Koalition aus Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Bisher haben über 80 Textil- und Kleidermode-Unternehmen das Abkommen, das seit dem 1. September 2021 in Kraft ist, unterzeichnet, darunter als einzige Schweizer Firma Tally Weijl. Im Rahmen der Clean Clothes Campaign (Public Eye) wurde das Schweizer Unternehmen von der Unia eindringlich dazu aufgefordert, das Abkommen erneut zu unterzeichnen. Andere Schweizer Kleiderproduzenten wie Chicorée, Coop, Intersport, Mammut, Manor und Zebra haben diesen Schritt allerdings noch nicht gemacht.
Jetzt ist es zentral, dass möglichst viele Modeunternehmen das neue Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz unterzeichnen, damit Menschen, die Kleidung für die ganze Welt herstellen, dafür nicht mit ihrem Leben bezahlen.