Für sichere Arbeitsplätze und eine Zukunft der Industrie
Stahl Gerlafingen will eine Produktionsstrasse schliessen und 95 Arbeiter:innen auf die Strasse stellen. Der Glashersteller Vetropack hat angekündigt, den Produktionsstandort in St-Prex (VD) zuzumachen, wodurch 184 Arbeitsplätze gefährdet sind. An beiden Orten wehren sich die Beschäftigten gemeinsam mit der Gewerkschaft gegen diesen Stellenabbau.
Bedeutung für Energiewende und Schweizer Industrie
Beide Firmen betreiben Recycling, gehören aber auch zu den energieintensivsten Unternehmen der Schweiz. Stahl Gerlafingen verarbeitet Schrott zu Recycling-Stahl, Vetropack macht aus Glasabfällen neue Flaschen. Solche Prozesse sind für eine Kreislaufwirtschaft, wie sie aus ökologischen Gründen angestrebt wird, unentbehrlich.
Auch wenn in beiden Betrieben die Energieeffizienz verbessert werden muss, haben sie als Recycling-Unternehmen eine grosse Bedeutung für die ökologische Transformation. Dazu kommt die Bedeutung für den einheimischen Markt: Sowohl das Stahlwerk in Gerlafingen als auch die Glasfabrik in St-Prex beliefern die Schweizer Industrie mit wichtigen Produkten.
Kein Plan für den ökosozialen Umbau?
Dass solche strategischen Produktionskapazitäten jetzt bedroht sind, ist auch eine Folge einer verfehlten Politik der marktbasierten Anreize für den ökologischen Umbau (etwa mit Gratis-Emissionszertifikaten ohne weitere Auflagen) sowie von überrissenen Gewinnerwartungen der Firmen, die gleichzeitig notwendige Investitionen nur zögerlich angehen.
Was hingegen fehlt, ist eine konsequente Industriepolitik der Schweiz, welche Unternehmen bei erwiesenem Bedarf dabei unterstützt, die ökologische Transformation zu realisieren und gleichzeitig Arbeitsplätze mit guten Arbeitsbedingungen in der Schweizer Industrie sichert.
Beschäftigte fordern Industriepolitik
Die Branchenkonferenz der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie der Gewerkschaft Unia hat Forderungen an die Politik. Bund und Kantone müssen endlich eine wirksame Industriepolitik entwickeln. Dafür braucht es:
- strategische Investitionen etwa im Bereich der Infrastruktur,
- eine Stärkung von Unternehmen mit nachhaltiger Produktion und guten Arbeitsbedingungen,
- die Schaffung von gutqualifizierten und gutbezahlten Arbeitsplätzen
- sowie die Förderung von Aus- und Weiterbildung, Forschung und Innovation für die nötige Energiewende.
Öffentliche Unterstützung für private Unternehmen muss dabei klar an Bedingungen geknüpft sein:
- Investitionen in die ökologische Transformation,
- Erhalt der Standorte und Arbeitsplätze,
- Verbot von Gewinnausschüttungen an private Aktionäre.
Der Staat muss sicherstellen, dass die Produktion von strategischen Gütern für den ökosozialen Umbau weiterhin in der Schweiz stattfindet, gegebenenfalls auch durch die Stützung der entsprechenden Betriebe.